Anton Roth

Hilfsarbeiter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1912    † 1942

 

Lebenslauf

Anton Roth wurde am 3.7.1912 in Stegersbach (Burgenland) geboren. Er war Hilfsarbeiter in Güssing. Anton Roth war verheiratet.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 22. 9. 1941 wurde Anton Roth verhaftet und am 12. 8. 1942 in Graz gemeinsam mit Alois Pelzmann, Franz Glötzl und Ludwig Fabian (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 18.12.1942 erfolgte im Landesgericht I in Wien seine Hinrichtung.

Aus dem Urteil

„Der Angeklagte Roth wurde 1938 oder 1939 von dem ihm aus Mariasdorf bekannten Funk­tionär Johann Graf der KPÖ angeworben. An einem Appell im Dezember 1940, an dem auch sein Schwager Pelzmann teilnahm, wurde er von dem leitenden Funktionär der KPÖ in Pinkafeld, dem Textilarbeiter Johann Wallner, zum Kassierer für Stegersbach bestellt und ebenso wie Pelzmann mit der Anwerbung weiterer Personen für die KPÖ beauftragt. (…) Der Angeklagte Roth kann auch keinen Erfolg mit seiner Ausflucht haben, dass er auf Grund des zwischen Deutschland und der Sowjetunion abgeschlossenen Nichtsangriffspaktes der Meinung gewesen sei, dass Kommunisten nicht mehr so streng verfolgt würden wie früher. Die deutsche Staatsführung hat auch nach dem Abschluss des Paktes in der Welt keinen Zweifel darüber gelassen, dass dieses Abkommen in keiner Weise die bisherigen Stellungnahme des Nationalsozialismus gegenüber dem Bolschewismus geändert und der Kommunismus als Staatsform vom Reiche nach wie vor abgelehnt und bekämpft wird.“

Anton Roth an seine Frau (Kassiber), Graz, 7.8.1942 (Auszug)

"Liebes Weib! Nun bin ich gezwungen, dir noch einige Zeilen zu hinterlassen, und zwar möchte ich dir kurz mitteilen, meine Erlebnisse im Kerker von Fürstenfeld und Graz. Am 22.9.1941 wurde ich von meinem Arbeitsplatz, Großhandlungshaus Röhrich, verhaftet. Ich wurde von der Gestapo nach Fürstenfeld geschleppt, dort erfahre ich erst, dass ich wegen kommunistischer Tätigkeit verhaftet wurde. Ich wurde zur Einvernahme herangezogen und zwar den ganzen Tag, ohne etwas zum Essen. Erst den nächsten Tag in der Früh bekam ich einen Kaffee und ein kleines Stück Brot. Um 3 Uhr Nachmittag, den 23.9., wurde ich nochmals zur Gestapo geschleppt. Dort wurde ich in ein Dachbodenzimmer geführt. Dort wurde ich erst schwer misshandelt mit einem Ochsenziemer, dabei wurde mein Körper ganz grün und blau. Meine nackten Fußsohlen wurden mir so geschlagen, dass sie zwei cm hoch vor lauter Geschwulst aufliefen. Ich konnte acht Tage nicht stehn, noch gehen, noch liegen oder sitzen. Am 7.10. wurde ich nochmals zur Gestapo geführt und noch einmal wurde ich geschlagen, und zwar diesmal nur im Gesicht. Da wurde ich so geschlagen, dass ich 14 Tage überhaupt nichts hören konnte..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1476. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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